Nun sind wir angekommen. Wir schreiben das Jahr 2025. Kinder sind vollzÀhlig. Die Hunde auch. Alle Finger sind noch dran.
Das neue Jahr habe ich begonnen mit 2 selbst gemachten Egg McMuffins. Klingt jetzt nicht besonders DiÀtisch, ist es auch nicht, aber es schadet auch nicht. Ich habe noch 8 Zigaretten, plus die halbe, die ich gerade rauche. Die Schachtel Gauloises (blau), rauche ich noch zu Ende. Vermutlich sind es nur noch die HÀlfte, wenn dieser Tagebuch-Eintrag online geht. Und wenn ich mit diesem Beitrag fertig bin, fahre ich erst einmal ins Pflegeheim, meine Mom besuchen.
Aktuell höre ich 3 HörbĂŒcher. Rein aus SpaĂ, zur Unterhaltung, âLupusâ, von Tibur Rode. Es gefĂ€llt mir bisher super. Tolle ErzĂ€hl-Stimme. Spannend geschrieben. Gute Unterhaltung bisher.
Dann, âGĂŒnter, der innere Schweinehundâ, von Stefan FrĂ€drich. Hier bin ich noch nicht ganz so weit. Es wird mich die nĂ€chsten Tage auf dem Weg ins Pflegeheim begleiten. AnfĂ€nglich fand ich die Kapitel-Zusammenfassung von GĂŒnter immer ganz lustig. So langsam geht sie mir aber auf den Sender. Also die Zusammenfassung finde ich gut, aber die nachgeahmte Stimme von GĂŒnter geht mir auf den Sender. Ich bin doch kein Kleinkind. Aber egal, ist halt so. Muss ich durch.
Und das 3. Buch, das ich beim Autofahren oder in der Badewanne höre ist, âGesundgevögelt in 12 Wochenâ, von Susanne Wendel. Das anstrengendste Hörbuch von den Dreien. Auf Susanne Wendel bin ich durch ein YouTube-Video aufmerksam geworden, was mir gut gefallen hatte. Es ging darum, was Frauen sich beim Sex bzw. vom Liebesleben wĂŒnschen und solche Dinge interessieren mich. Daraufhin habe ich mir 2 HörbĂŒcher von ihr heruntergeladen.
Das erste Buch, âMĂ€nner sind Schweine â Frauen erst recht!â, konnte ich mir nicht lĂ€nger als 30 Minuten geben. Die ErzĂ€hl-Stimme hier ist so schrecklich â arrogant, von oben herab und bestimmend, dass ich sie einfach nicht mehr ertragen konnte. Dazu kommt, dass dort so viele Phrasen gedroschen werden und so abfĂ€llig von MĂ€nnern geredet wird, dass man das GefĂŒhl bekommen kann, Frau Wendel hasst MĂ€nner â alle â abgrundtief. Es werden einfach alle pauschal ĂŒber einen Kamm geschoren und die ErklĂ€rungen teilweise so an den Haaren herbeigezogen, dass das bloĂe Anhören körperliche Schmerzen verursacht. HĂ€tte ich die 12,99 Euro lieber fĂŒr einen guten Zweck gespendet.
Die ErzĂ€hl-Stimme vom 2. Hörbuch, âGesundgevögelt in 12 Wochenâ, ist nicht ganz so schlimm. Sie ist zwar nicht schön, aber sie macht mich beim Zuhören zumindest nicht aggressiv. Allerdings hĂ€tte ich das nĂŒtzliche der bisher ersten 48 Kapitel auch auf einer Din-A4-Seite zusammenfassen können. Vermutlich werde ich genau das machen, wenn ich damit durch bin. Dann schreibe ich aus den Dingen, die ich gut fand, mal eine Zusammenfassung. Eine Art To-do-Liste, was man machen kann, wenn man wieder etwas Schwung ins Schlafzimmer bringen möchte. Ein kleiner, schicker Leitfaden fĂŒr besseres, ausgeglicheneres Liebesleben.
Heute Abend werde ich mir leckeren GrĂŒnkohl machen, wĂ€hrend die anderen Berner WĂŒrstchen essen. Das wird auch so eine Herausforderung werden. Der Fuchs schummelt gerne und hat oft keine Lust zu kochen. Dann versucht sie, die anderen dazu zu bringen, dass wir etwas zu essen bestellen. Da wir eher lĂ€ndlich leben, gibt es bei Lieferando nicht so viel Auswahl, wie in einer GroĂstadt, wo man sicherlich auch einen gesunden Kompromiss finden kann. Hier gibt es in der Regel maximal Pizza oder Burger. Wobei die Burger-Lieferdienste nicht wirklich zu empfehlen sind. Da wĂŒrde ich eher selbst einen guten Burger machen. Die Herausforderung fĂŒr mich wird es sein, mich nicht vor den Karren spannen zu lassen und mir dann eben selbst etwas zu machen. Einen Vorteil hat es, es spart mir Geld, denn ich habe die Lieferando-App auf meinem Handy. Sollen die Damen sich halt selbst die Lieferando-App installieren. HeiĂt fĂŒr mich, ich muss immer irgendwas zu Hause haben, was ich mir stattdessen Gutes machen kann. Eine Notration. Und, ich muss stĂ€rker sein, als mein innerer Schweinehund. Da Pizza bei mir unweigerlich zu Sodbrennen fĂŒhrt, mein Körper mag kein Gluten und Weizenmehl â hat es nicht nur fĂŒr die Waage einen positiven Nebeneffekt, sondern auch fĂŒr einen besseren Schlaf.
Vermutlich bin ich nicht der Einzige, der sich vorgenommen hat, abzunehmen. Wie jedes Jahr, sind das auch die typischen Titelthemen aus Focus, Stern und Co. Lesen brauchen wir die nicht. Wenn wir ehrlich sind, wissen wir doch, wie es funktioniert.
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Jetzt gibt es zwei Arten von Menschen. Die Menschen, die futtern können, was sie wollen und die trotzdem nichts zunehmen. Und dann gibt es noch Menschen wie mich, die gefĂŒhlt nur eine Tafel Schokoladen anschauen mĂŒssen und schon 1 Kilo mehr wiegen.
Schlanke Menschen glauben, dass dicke Menschen Unmengen fressen. Sich nur von SĂŒĂigkeiten und Pizza ernĂ€hren, keinen Sport machen und einfach selbst schuld an ihrem Ăbergewicht sind. Vererbung oder eine schlechte Darmflora, sind fĂŒr sie nur Ausreden. Deswegen mĂŒssen sie dicken Menschen auch immer wieder erzĂ€hlen, dass sie sich gesĂŒnder ernĂ€hren und mehr Sport treiben mĂŒssen.
Ist Ihnen eigentlich bewusst, wie oft wir Dicken erzĂ€hlt bekommen, dass wir abnehmen mĂŒssen?
Ich zumindest höre es stĂ€ndig. Es geht im Kollegenkreis los, Freundeskreis und sogar in der Familie. Jeder erzĂ€hlt mir stĂ€ndig, dass ich unbedingt etwas gegen mein Gewicht machen muss. NatĂŒrlich macht das jeder aus Sorge oder anderen guten GrĂŒnden. Ich unterstelle ihnen nicht einmal eine böse Absicht oder dass sie mich damit verletzen wollen. Aber stellen Sie sich mal eine junge Frau mit kleinen BrĂŒsten vor. Und jeder Kerl, der ihr ĂŒber den Weg lĂ€uft, guckt ihr auf die BrĂŒste und sagt, âDu hast aber kleine BrĂŒste. Du solltest die unbedingt mal operieren lassen. GröĂere BrĂŒste wĂŒrden dir total super stehen!â Oder Ihnen kommt auf der StraĂe jemand mit einer krummen Nase entgegen. WĂŒrden Sie ihn ansprechen und sagen, âFuck, du bist an sich ja echt hĂŒbsch, aber die Nase ⊠die Nase geht gar nicht!!! Sie mĂŒssen sich unbedingt operieren lassen!â Ich denke, das wĂŒrden Sie niemals tun. Das wĂ€re Bodyshaming oder ggf. sogar sexistisch. Obendrein ist es hochgradig respektlos. Aber bei Dicken, denen kann man unter dem Deckmantel der âGesundheitâ stĂ€ndig um die Ohren hauen, dass sie abnehmen mĂŒssen.
Lassen Sie sich eines sagen, wir Dicken haben i. d. R. Spiegel zu Hause. Wir wissen, dass wir dick sind. Sie mĂŒssen uns nicht stĂ€ndig darauf hinweisen. Wir wissen auch, dass das ungesund ist und unsere Lebenserwartung durch das Ăbergewicht bzw. die dadurch resultierenden Folgeerkrankungen stark reduziert wird. Wir sind in der Regel selbst tierisch unzufrieden damit. Haben oft psychisch sehr damit zu kĂ€mpfen. FĂŒhlen uns oft ohnehin schon nicht âgut genugâ deswegen. Und glauben Sie mir, es wird nicht dadurch besser, dass einem jeder Mensch das locker 3-mal pro Woche um die Ohren haut. Sie helfen dem Menschen damit nicht. Sie treiben ihn eher damit in die nĂ€chste Pizzeria. Lassen Sie es einfach. Die Person muss das selbst wollen.
Wenn der Leidensdruck hoch genug ist, wird er etwas dagegen tun. Aber wann, das so ist, entscheiden nicht Sie, sondern die Person selbst. Und wenn es so weit ist, unterstĂŒtzten Sie die Person. Feuern Sie die Person an. Reden Sie ihr gut zu. Helfen Sie ihr ggf. dabei und machen Sie gute Dinge mit der Person. Ein Spaziergang. Gehen Sie mit ihr zum Sport. Versuchung Sie so viele Versuchungen fĂŒr die Person zu vermeiden, wie möglich. Damit meine ich, dass Sie die Person bitte nicht zu McDonaldâs mitnehmen. Gehen Sie lieber mit ihr Sushi essen. Bieten Sie lieber eine AktivitĂ€t (gesunde Alternativen) an, statt ins Kino zu gehen. Seien Sie ein echter Freund, ein guter Kollege oder das tollste Familienmitglied.
So, Sie entschuldigen mich jetzt bitte. Ich habe ein Date mit der tollsten Frau der Welt. Ich fahre jetzt ins Pflegeheim (Kurzzeitpflege), meine Mom besuchen und ihr ein schönes, neues Jahr zu wĂŒnschen.Â
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